Geboren 1959, hat die ES-330T die günstigste Gibson der ersten 1955 in‘s Leben gerufene Gibson Thinline Serie, die ES-225T abgelöst.
Die erste Thinline Serie von Gibson bestand aus der ES-225T, der ES-350T und der Byrdland. Die Byrdland hatte im Gegensatz zu ihren laminierten Klassenschwestern eine massive geschnitzte Decke, allerdings auch eine kürzere Mensur von nur 23,5 Zoll. Ebenso wie die laminierte ES-350T, die als günstigere Alternative zur Byrdland im Programm war. Die ES-225T besitzt mit 24,75 Zoll die längste Mensur in diesem ersten Thinline Trio und somit auch schon die heute übliche Standardmensur. Grössere Archtops sowiespezielle Gibson Modelle wie die Super 400, die Howard Roberts und die spätere Version der Byrdland kommen mit einer fenderüblichen Mensur von 25,5“ daher.
1959 löste die ES-330T die ES-225T ab. Wie zuvor die ES-225T startete auch die ES-330T in der 1-Pickup Variante mit einem P90 in der Mittelposition. Ebenso folgte darauf die 2-Pickup Version, mit einem TD, für „Double“ (pickup), zu dem üblichen T für Thinline.
Sei hier noch angemerkt, die ES-330T erschien 1959 und somit ein Jahr nach der ES-335TD. – Wie oben bereits erläutert, ist sie die Ablösung der ES-225T(D) und nicht die billige Variante der ES-335TD. Die ES-330T ist mit ihrem hohlen Korpus, dem Halsansatz am 16. Bund und der Startversion mit einem P-90 und dem Trapezsaitenhalter substanziell und stilistisch näher an der ES-225T(D) als an der innovativen ES-335 mit ihrem massiven Sustainblock, Stop Tailpiece und Humbuckern. Ja, die ES-335 hatte von Anfang an Humbucker.
1967/1968 kamen die ersten sogenannten „Long neck“ ES-330TD Modelle mit einem Halsansatz um den 19./20. Bund, auf. Wobei 1967 und 1968 definitiv beide Versionen ausgeliefert wurden.
Ein Hinweis an der Stelle, die ursprüngliche Version und die „long neck“ Version besitzen dieselbe Mensurlänge von 24,75“. Erkennbar nachvollziehen lässt sich das am Vergleich der Brückenposition. Die Brücke der ursprünglichen ES-330 steht eher in Höhe der f-Lochnase, während die „long neck“ Brückenposition zur Korpus Taille hinauf verschoben ist. Das klingt letztlich auch anders.
Das Schwingungsverhalten der Decke ist nahe der Mitte des unteren „Korpuskreises“ anders als auf Höhe der Korpus Taille. Zudem ist die Decke auf Höhe der f-Lochmitte flexibler. Was bei einer Vollresonanz Gitarre, ohne Sustainblock mehr ins Gewicht fällt, als bei einer Semiakustik, wie der ES-335; ES-345; ES-347; ES-355 mit ihrem steifen Mittelbalken. So ist die ES-330T(D) eher die Fortführung der 1955 eingeführten Thinline-Serie aus ES-225, ES-350T und Byrdland.
Durch die Verschiebung der Angriffspunkte (und der Tonabnehmermassen) von der Instrumentenmitte herauf zum Halsansatz wird die Tonentfaltung etwas starrer. Der Hals spielt nun eine größere Rolle, da sich mehr Saitenlänge außerhalb des Korpus befindet, zudem wird der Teil der Saiten hinter der Brücke zum Saitenhalter hin Ebenfalls länger. – Das akustische Ergebnis ist freilich jeweils Geschmacksache.
Jedoch hat, ungeachtet aller akustischer Vorlieben die „Long-Neck-Variante“ auch einen praktischeN Vorteil, der Pickupwahlschalter ist durch die Verschiebung und das kürzere Pickguard besser erreichbar.
Ähnliche geometrische Versätze sind im Übrigen auch bei anderen Modellen zu beobachten. – Hier ggf. bei Interesse an solch einem Instrument auf die Feinheiten achten. Idealerweise, vorurteilsfrei testen, welche Art der Tonentfaltung einem besser liegt.
Also, „Long Neck“ hört sich vermeintlich nach langer Mensur an, es handelt sich aber reel um dieselbe, jedoch lediglich in der Position aus dem Korpus heraus verschobene, 24,75“ Mensur.
Generell ist die ES-330T(D) ein tolles resonantes und eigenständiges Instrument und vermutlich schlichtweg unterschätzt und somit unterbewertet. Und (!), sie ist keine ES-335! – Aber das hatten wir ja oben schon.
Der Vorteil, die Vintagepreise sind noch nicht ganz so verdorben wie bei der ES-335 und man bekommt für einigermaßen „kleines Geld“, ein wirklich gutes Vintageinstrument. Nahezu zum Preis einer neuen Custom Shop Gitarre, die noch nicht so viel zu erzählen hat, wie die, die evtl. genauso alt oder älter ist, als man selbst. Freilich sind die Jahrgänge 1959 bis 1964 entsprechend teurer, aber die Instrumente bis 1968 sind auch wirklich echt prima. – bei der ES-335 auch bis 1979, das nur am Rande. – Larry Carlton kommt wohl mit seiner Blockinlay ES-335 von 1968 auch ganz gut zurecht, wie man so hört.