Marshall Class5 ver.1

Ausstattung
Das Gehäuse ist aus Birkensperrholz, fingerverzahnt, mit ca. 50cm x 42cm x 23cm vernünftig dimensioniert und größer als das so manchen 15-Watters. Das Gehäuse kommt ohne Eckenschoner. Der Class5 besitzt einen Kanal ohne zweiten Input, oder Fat, bzw. Boostswitch. Einen Regler für Volume, Treble-, Middle- und Bass. Nebenan gibt es noch eine Kontrolleuchte, sowie den obligatoreischen Ein/Ausschalter. Auf der Rückseite den Netzanschluss, idealerweise nicht fest, sondern steckbar, inklusive Sicherungszugang, nebst Speakerausgang, einen Kopfhöreranschluss und einen Schiebeschalter für beide „Betriebsarten“. Im Innern werkelt ein 10″ Celestion G10F15 Speaker, um den sehr guten Ton zu Gehör zu bringen.

Verarbeitung / Handling
Die Verarbeitung ist solide und alles in allem, wie von Marshall gewohnt. Der Amp ist mit 11,7Kg recht handlich zu tragen. Der Class5 macht einen soliden und handwerklich korrekten Eindruck. Leider hat sich nach 3 Tagen ein vibrierndes Geräusch aus Richtung Rückwand breitgemacht, daß auf die leere A-Saite reagiert. Eigentlich scheint alles fest zu sein. Mal schauen wie der Händler, oder Marshall helfen kann. – Jedenfalls klingt der Amp so dermaßen gut, daß ich ihn nicht mehr, auch nicht zeitweise missen möchte, der Händler hat ein Herz und ich habe Glück und darf ihn bis Ersatz da ist behalten.
Bei Marshall ist dieses Problem inzwischen bekannt. Die ersten ca. 50 gefertigten Class5 Combos (der ersten Serie) haben scheinbar dieses Problem. Der deutsche Marshallservice hat dieses Exemplar entsprechend modifiziert und nachgebessert.

Inzwischen hat Marshall das Design der Rückwand geändert. Die neueren Class5-01 Combos haben das Problem dann schon nicht mehr. – Klingen aber meiner Ansicht nach nicht mehr so gut.

Handhabung &anp; Sound
Ich möchte jetzt keinerlei Legendenheuchelei betreiben. – Nur weil der Class5 einem 1962 Bluesbreaker und einem 1974X optisch ähnelt, muss er deswegen nicht zwangsläufig so klingen. Ich finde den Marshall Class5 tonal so manchen Amps deutlich überlegen und dies gänzlich ohne relativerende Zusätze wie „.. für seine Größe“, „für diesen Preis“, usw. Für mich ist der Class5 jedenfalls eine Persönlichkeit für sich. Mit einem großen, ehrlichen und dynamischen Ton. Zudem produziert er mit einer Les Paul oder ES dieses fantastische Hupen in den unteren Mitten im Ton, das ich bei vielen, auch teureren Amps bisher vermisst habe. Angeschlossen an ein 1×12″, wie z.B. ein Marshall 1974CX Cabinet, ein 2×12″ oder ein 4×12″ Cabinet, offenbahrt sich noch mehr Ton. Obwohl der eingebaute 10″ Speaker Ordentliches leistet und für Recordingzwecke, meines Erachtens, besten funktioniert.
Dieser Marshall Class5 hat einen reifen Ton und reagiert sehr gut und dynamisch auf Anschlagnuancen! Crucht bei idealer Lautstärke und ist mit seinen nominellen „nur 5 Watt“ dennoch ein vollwertiger und verdammt lauter Amp. Die erreichbare Lautstärke reicht bei weitem aus, um auch die entfernte Nachbarschaft, drei Straßen weiter in Kenntnis darüber zu setzen, was man gerade so spielt. Ich bin kein wirklich bedingungsloser Fan der klassischen Marshallstacks, aber der Class 5 kann seinen musikalischen Ton schön in seine Obertöne aufbrechen lassen! Cruch as chrunch can! So muss man den Damen und Herren in Milton Keynes Respekt zollen, auch Zweifler mit diesen Amp überzeugen können. Hut ab, das Teil kann wirklich was

Stärken und Schwächen eines Instrumentes, sowie schlampiges Gitarrenspiel treten offen zu Gehör. Zudem ist der Class5 eher kein „Bedroom Amp“, wie man sich aufgrund der Leistungsangabe, vielleicht vorstellen mag. – Höchstens das Motto für einen Schlafzimmeramp heißt: „Wenn ich nicht schlafen kann, soll das die ganze Siedlung auch nicht können“. Soll heißen der Class 5 zeigt einen ziemlich hohen Wirkungsgrad und ist einfach auch sehr laut für 5 Watt. Wer einen sehr guten Blues, Blues-Rock, oder Rocksound sucht kann, sofern er/sie auf imposante Materialschlachten, in Form von Fullstacks, verzichten kann hiermit glücklich werden. Der Amp bringt einen „beefy“ Ton mit Dynamik und Persönlichkeit. Mehr Gutes kann man über einen Amp wohl nicht sagen.

Mein Tipp für einen guten Classic Rock und Bluesrocksound mit einer anständigen Les Paul Standard Volume 10Uhr, Treble 14Uhr, Middle 14Uhr und Bass 12Uhr. Aber obacht! Das ist schon verdammt laut. Aber hier hat der Ton eine gewisse singend, aufbäumende Elastizität die süchtig machen kann. Mit einem angeschlossenen Marshall 1974CX 1×12″ Cabinet bringt der Class5 mit einer guten Les Paul einen wunderbaren dicken holzigen und singenden Ton.

Mir reicht das Teil im Prinzip im Trio (git, voc, bass, drums) voll und ganz. Der Betrieb an einem Marshall 1974CX 1×12″ Cabinet macht natürlich richtig Laune! Für Gigs schiebt man ein Mikro (SM57 oder MD 421)davor und verstärkt den Rest über PA. Den Tontechniker wird’s ebenfalls, freuen, da ihm niemand den Mix verhagelt.

Mein Fazit
Einfach ein klasse Amp, der echt was kann!

Ein wirklich feiner Amp, der einen wahrlich erwachsenen und dynamischen Ton produziert! Wenig Regler, aber viel Ton. Mehr als einen modulierbaren, erwachsenen Ton braucht man doch eigentlich nicht, oder?!
Ein Cellist hat beispielsweise auch keine Kanalumschaltug, kann aber mit seinem Ton überzeugen wenn er sein Instrument beherrscht, oder?!

Einziges Manko, bei meinem Exemplar, ist das rückseitige Vibrieren beim tiefen A. Marshall hat das aber in den Griff bekommen. Ansonsten ein absolut empfehlenswerter Amp mit einem fantastischen Ton und einem ebensolchen dynamischen Verhalten! Ich für meinen Teil stelle ihn klanglich in eine Reihe mit dem 2061X und 1974X Reissues. – Mehr Amp braucht kein Mensch, – aber weniger Ton auch nicht!

Ein kleiner Nachtrag, mein Class5, ist mittlerweile reparriert vom Marshallservice „heimgekehrt“. Die Schwachstelle mit dem rückseitigen Rappeln war laut Marshall bei den ersten 50 Stück vorhanden. Inzwischen ist das in der Serie behoben. Ein nachträglich angespieltes Exemplar wies dieses Symptom dann auch nicht mehr auf. – Allerdings hat Marshall das Design der Rückwand geändert. Die Ersten haben einen Schlitz im unteren Viertel. Bei der neueren Variante ist die Rückwand dreiteilig. Oben am Chassis, Holz, in der Mitte ein Lochblech und wieder ein „Brettle“. .. ich habe mir wieder eine Version-1 -Rückwand eingebaut. Seitdem stimmt der Sound wieder. … Ach und noch was, ich gebe den kleinen Raufbold auch nach mehr als 5 Jahren nicht mehr her!

Noch ein Tipp zur „Wartung“. Ich kann nach vielen Tests die GrooveTubes 12AX7-C als Vorstufenr&oouml;hren empfehlen, um diesem wirklich guten Amp seinen guten Ton zu erhalten. Für die Endstufe ist eine EL 84M/E84L eine sehr gute Wahl.